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IN THE HOOD OF THE VILLAGE

Michael Göls
10 Minuten

oder “dans le quartier de HAVAS Village”, wie wir Franzosen sagen.

Es muss ein verdammt gutes Pflaster sein, dort, wo das HAVAS Village sein Quartier aufgeschlagen hat.

Wenn man sein GPS einmal um den Block Sandwirtgasse, Marchettigasse, Mollardgasse, Turmbuggasse programmiert und ein wenig die Fassaden scannt, könnte man denken, eben das MIT von Mariahilf umrundet zu haben. Gleichzeitig spürt man den historischen Boden, auf dem seit über 500 Jahren Geschichte passiert.


Wo sind wir hier also?

„...... schon immer eine Revoluzzergasse“ - SANDWIRTGASSE – Benannt nach dem „Sandwirthaus“

Man muss nicht in Tirol Sachunterreicht gehabt haben, um irgendwann einmal davon gehört zu haben, dass „Andreas Hofer“ auch „Sandwirt“ genannt wurde. Die Sandwirtgasse ist also nach ihm benannt bzw. nach dem sog. Sandwirthaus. Das war ein kleines einstöckiges Haus, in dem sich im Frühjahr 1809 Andreas Hofer mit zwei Gefährten als Gast des Hausbesitzers aufhielt, um in geheimen Besprechungen mit der österreichischen Regierung den Aufstand gegen die bayerische Herrschaft über Tirol vorzubereiten. Dass dieses Haus nicht in der Sandwirtgasse gestanden ist, sondern in der Schmalzhofgasse, ist eine andere Geschichte.

„ ...... und ein Seidenfabrikant“ – MARCHETTIGASSE – benannt nach Johann Baptist Marchetti

Einem Seidenfabrikanten, vielleicht einer jener, der die Wienerliedschreiber zu Texten wie

„Weil unser Vater war ein Hausherr und ein Seidenfabrikant ...... glernt hamm ma nix, aber stets arrogant!“ inspirierte.

„ ...... Ha! Da haben wir unsere Franzosen“ – Die Brüder Mollard nach denen die MOLLARDGASSE benannt wurde.

Sehr umtriebige Mädels & Burschen, das passt zur HAVAS Village Hood. Die Mollards stellten ab dem 16. Jahrhundert den Statthalter von Niederösterreich, den Kommandant der Wiener Stadtguardia, den Hofkriegsratspräsident, den Hofkammerpräsident, den Landeshauptmann von Oberösterreich und später auch den Landmarschall von Niederösterreich.

„....... ein Gutshof,“ zu so einem sagte man früher auf Turmburg und der stand also dort in der Turmburggasse.

So weit so spannend.

Nachdem man sich geographisch und historisch orientiert hat, sollte man aber die Aufmerksamkeit auf die Gebäude in diesem Block lenken, da findet man Einiges.


Stark gegen Viren seit 1904!

Ganz aktuell sind es u.a. zum Beispiel unsere Nachbarn auf der Nummer 12, die Bedeutsames leisten. Immerhin ist hier die Zentrale jenes Unternehmens, das die „Alles Gurgelt“ Tests erfunden hat. PCR Tests für alle, easy, niederschwellig, digitaler ID Prozess, top Logistik mit REWE – Hut ab.

Fun Fact – keine 100 m weiter findet sich ein Obelisk der die Stelle eines 1909 errichteten Trinkbrunnens markiert. Eine Tafel dort besagt folgendes: „OBELISK des 1904 .... errichteten Trinkbrunnens. Erstmals in Wien. Trinkeinrichtung mit aufsteigendem Wasserstrahl zur Vermeidung der Übertragung von Infektionskrankheiten“.

Da passt es gut, dass wir im Havas Village nach Stand Juni 2021 eine „Genesen-oder-Geimpft“ Quote von über 90% haben!


Ausbildung der Pioniere!

Im Gymnasium Marchettigasse (die vom Seidenfabrikanten) lernte Ernst Zemanek, der Konstrukteur des ersten Computers, der auf Europäischem Festland gebaut wurde, das Rechnen! Der Rechenautomat, den er, nachdem er die Schule verließ, erdachte und der an der TU Wien von seinem Team gebaut wurde, trug den liebevollen Namen „MAILÜFTERL“.

Der Name passt vielleicht auch im Vergleich mit den Rechnern von heute. Denn trotz 3.000 Transistoren, 5.000 Dioden, Montageplättchen, 100.000 Lötstellen, 15.000 Widerständen, 5.000 Kondensatoren, 20.000 Metern Schaltdraht bei einem Gewicht von rund 500 Kilogramm und einer Breite von 4 Metern war die Rechenleistung gerademal 132kHz pro Sekunde. Ein einzelner Intel Quadcore Chip hat heute in etwa die 22.000-fache Leistung. Zemaneks Team „Mailüfterl“ war das Start-Team von IBM in Österreich, Google würdigte die Pioniere in verschiedenen Blogs und

den Rechner selbst kann man heute im Technischen Museum begutachten.


Mit dem Theater bin ich verheiratet, der Film ist meine Geliebte.“

Dieser Satz wird dem bis dato wahrscheinlich größten, österreichischen Film- und Theaterstart Oskar Werner zugeschrieben und der wurde einen Steinwurf vom HAVAS Village entfernt geboren. In der Marchettigasse 1A steht das Geburtshaus von Oskar Werner.

Der für sein Genie wie auch für sein Scheitern bekannte, auf alle Fälle unvergessliche, Schauspieler wird 2022 100 Jahre alt. Er galt als rebellischer Künstler und schwieriger Mensch. Der Kurier schrieb 2012 über ihn „Mit seinem leicht nasal gesprochenen Schönbrunner Deutsch und der exaltierten Sprechweise erzielte er maximalen Wiedererkennungswert.“ Wiedererkennung statt beliebiger Gefälligkeit. Passt schon wieder zum Havas Village.

Ernst Zemanek, Andreas Hofer, Oskar Werner – Erfinder, Anführer, Genie – göttlich unzufrieden, rebellisch, unverkennbar. Möge es nicht an inspirierenden Biografien mangeln im Quartier de HAVAS Village“!

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