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Digital News Report 2024: Welchen Nachrichtenkanälen vertrauen Konsument:innen – und welchen nicht?

Judith Wöss
10 Minuten

Der Digital News Report 2024 wartet mit spannenden, aber auch besorgniserregenden Insights auf.

Die digitalen Herausforderungen nehmen zu, die Medien- und Nachrichtenlandschaft wird sowohl national als auch international immer umkämpfter. Seit einem Jahr wird vermehrt über die Integration von künstlicher Intelligenz im Bereich der Nachrichten diskutiert. Besorgniserregend sind die rückläufigen Zahlen beim Nachrichteninteresse, sowie die Nutzung traditioneller Nachrichtenquellen und das allgemein sinkende Vertrauen in Nachrichten. Es bedarf daher innovativer Lösungen, um User:innen in diesem (Werbe-) Umfeld anzusprechen.

TV bleibt wichtigste Quelle für Nachrichten

TV ist in Österreich noch immer das am häufigsten genutzte Medium als Nachrichtenquelle. 50,2% nutzen TV generell zum Updaten von Neuigkeiten, gefolgt von Radio mit 43,5%.

Nicht nur als allgemeine Nachrichtenquelle, sondern auch als Hauptnachrichtenquelle ist TV trotz geringer Verluste von 2 Prozentpunkten (=PP), ganz vorne. Bei der Frage nach der hauptsächlich genutzten Nachrichtenquelle gaben dieses Jahr 26,9% der Befragten TV als Informationsquelle hinsichtlich Nachrichten und Neuigkeiten an. Gewinne erzielen im Vergleich zum Vorjahr konnten vor allem die Medien, Radio (+1,1 PP), Soziale Medien (+1,4 PP) & Websites bzw. Apps von TV / Radios (+0,8 PP).

In Österreich sind traditionelle Nachrichtenkanäle wie Fernsehen, Radio und gedruckte Zeitungen im Vergleich zum globalen Durchschnitt viel stärker präsent. Gedruckte Zeitungen werden hier mit 33,7% mehr als doppelt so häufig genutzt wie im internationalen Durchschnitt (16,3%). Auch Radio-Nachrichten liegen mit 43,5% deutlich über dem globalen Mittelwert. Im Gegensatz dazu werden soziale Medien in Österreich mit 37,1% weniger genutzt als im weltweiten Durchschnitt (50,6%).

Social Media als Nachrichtenquelle hoch im Kurs

15% der Österreicher:innen nutzen Social Medien als ihre Hauptnachrichtenquelle. Damit landet Social Media auf Platz zwei der Hauptnachrichtenquellen. Die Beliebtheit von Social Media als Nachrichtenquelle im Allgemeinen ist bei den jungen Generationen besonders hoch. Mit 44,9 % bei den 18- bis 24-Jährigen und 42,8 % bei den 25- bis 34-Jährigen, ist Social Media die beliebteste Nachrichtenquelle der beiden jüngsten Alterskohorten.

Sieht man sich die Nutzungsverteilung für Nachrichten der einzelnen Social Media Kanälen an, so verliert Facebook 2024 rund 3,4 PP auf gesamt 20,3 % und rutscht so auf Platz zwei. Knapp davor liegt YouTube mit 20,5% auf Platz eins und ist somit die wichtigste Quelle für Nachrichten innerhalb der Sozialen Medien.

Quelle: DNR 2024, S. 21; Frage: Welche der folgenden Dienste haben Sie letzte Woche allenfalls genutzt, um Nachrichten, zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. Basis Österreich 2024: 2015; Basis Österreich 2023: 2029.

Aktive Nachrichtensuche je Zielgruppe

Die jüngeren Generationen findet die neuesten Nachrichten auf Social Media. Während E-Mail-Newsletter oder E-Mail- Benachrichtigungen zur Auffindung von Nachrichten hauptsächlich von über 55-Jährigen verwendet werden (32%). Die 18- bis 24-Jährigen machen zudem erneut den größten Anteil derer aus, die einen Nachrichtenalarm via Mobiltelefon oder Tablet-PC (22,8%) nutzen.

Die 25- bis 34-Jährigen führen bei der Eingabe von Begriffen in Suchmaschinen (31,9%) und der Nachrichtenauffindung mittels Newsreader-Seiten oder -Apps, die Quellen zusammenfassen (14,2%). Die Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen tippt besonders häufig den Namen der gewünschten Website in eine Suchmaschine ein (37,8%).

Bezahlung für digitale Nachrichtenangebote rückläufig

Im Vergleich zum vorigen Jahr ist der Anteil jener, die bereit sind für Online- Nachrichten zu bezahlen, gesunken. Voriges Jahr waren 14,3% der Befragten bereit, für Online-Nachrichten zu bezahlen, dieses Jahr sind es nur 13,7%. Selbst bei der jüngeren online-affineren Generation sind die Anteile der Zahlungsbereitschaft gesunken. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen ist 2024 die Zahlungsbereitschaft mit 20,4% am größten, 2023 lag der Anteil noch bei 21,8%. An zweiter Stelle liegt die Altersgruppe der 18–24-Jährigen mit 16,7%, 2023 lag der Wert noch bei 20,9%.

Am liebsten wird in Form eines Abonnements für Online- Nachrichten bezahlt, 41,5% haben ein laufendes Online-Abonnement. Etwa 40,8 % der Befragten zahlen für einen Nachrichtenanbieter, während 30,6 % für zwei und 14,2 % sogar für drei Anbieter bezahlen.

Bewusstsein über Künstliche Intelligenz in Österreich hoch, aber mit Skepsis behaftet

Das Bewusstsein der Österreicher:innen über künstliche Intelligenz liegt leicht über dem globalen Durchschnitt - 12,7% gaben an „sehr viel“ und 39,5% „mäßig viel“ über künstliche Intelligenz gehört oder gelesen zu haben.

Quelle: DNR 2024, S. 22; Frage: Wie viel, falls überhaupt etwas, haben Sie über künstliche Intelligenz (KI) gehört oder gelesen? Basis (Österreich 2024) = 2015: Basis (Global 2024) = 56534

Die Studie untersuchte nicht nur das tatsächliche Bewusstsein, sondern auch die Akzeptanz von maschineller Inhaltsproduktion der Nachrichten. Die Befragten sollten angeben, wie wohl sie sich fühlen würden, wenn Nachrichten hauptsächlich von KI mit etwas menschlicher Aufsicht erstellt werden oder wenn Menschen den Großteil der Inhalte produzieren und nur geringfügig von KI unterstützt werden. Nur 12,7% der Befragten fühlten sich bei einer überwiegenden KI-Produktion wohl, während sich bei einer menschlichen Produktion mit leichter KI-Unterstützung etwa ein Drittel (34,4%) wohl fühlen.

Allgemeines Vertrauen in Nachrichten sinkt

Das allgemeine Vertrauen in Nachrichten ist in den letzten Jahren gesunken. Aktuell ist es mit 34,9% am niedrigsten Wert seit Erhebungsbeginn 2016. Mit dem Rückgang an Vertrauen geht der Anstieg der Befragten, die kein Vertrauen in Nachrichten haben, einher. Im globalen Vergleich liegt Österreich im unteren Drittel mit einem Mittelwert von 40,2%.

Als Gründe für Vertrauen in Nachrichten wurden Aspekte wie die transparente Darstellung der Nachrichtenproduktion, hohe journalistische Standards, faire Repräsentation von Menschen und eine mögliche Befangenheit, genannt. Viele Befragte haben Schwierigkeiten, vertrauenswürdige von nicht vertrauenswürdigen Inhalten auf Online-Plattformen zu unterscheiden. Besonders betroffen sind die Plattformen TikTok und X (ehemals Twitter). Bei TikTok geben 43,2% und bei X geben 39,2% an, Schwierigkeiten dabei zu haben, vertrauenswürdige von nicht vertrauenswürdigen Inhalten zu trennen.

Fazit

Social Media kann als Hauptnachrichtenquelle im Vergleich zum Vorjahr dazugewinnen. Dennoch liegt das klassische Medium TV gesamt betrachtet als Nachrichtenquelle vorne. Hinsichtlich der aktiven Suche nach den neuesten Nachrichten hat jede Zielgruppe einen unterschiedlichen Zugang. Von Social Media, über WhatsApp, Newsletter, Nachrichtenalarm via Mobiltelefone hin zur Suchmaschine. Die Bereitschaft für Online-Nachrichten zu bezahlen, sinkt und die Schwierigkeit vertrauenswürdige und nicht vertrauenswürdige Inhalte auf Social Media Plattformen zu unterscheiden, steigt. Um eine breite Zielgruppe über die gesamte Bandbreite der Alterskategorien zu erreichen, ist in der Kommunikationsstrategie eine Kombination von Offline und Online-Nachrichtenmarken zu empfehlen. Die traditionellen Offline-Nachrichtenkanäle TV, Radio und Print haben noch nicht ausgedient, und so empfiehlt es sich bei Werbebuchungen das entsprechende Online-Medium miteinzuplanen, um alle Altersgruppen entsprechend anzusprechen und optimal zu erreichen.

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