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Bürger*innen, die denken.

Caroline Krall
3 Minuten

Wenn Donald Trump künftig auf seinem eigenen Kanal der „einzig wahren Wahrheit“ seine vermeintlichen News verbreiten will, wenn sogar Qualitätsmedien ungeprüft Meldungen veröffentlichen, dass Frank Stronach wieder zur Präsidentschaftswahl antritt, wenn von politischen Parteien bezahlte Onlineplattformen ihr Stückchen Wahrheit herauspicken und als das einzig Wahre, Ganze veröffentlichen oder wenn Tausendschaften an Followern bubbleartig nachplappern, dass Bill Gates uns per Chip künftig fernsteuern wird, dann darf man sich um den Fortbestand unserer Demokratien durchaus Gedanken machen. Wenn wir unsere Freiheiten bewahren wollen, dann brauchen wir kritische Bürgerinnen und Bürger. Solche, die einmal die Chance hatten zu lernen, wie Dinge/Themen/Vorgänge zumindest idealtypisch in funktionieren sollten, ohne innerhalb machtpolitischer Interessen zermahlen zu werden. Bürger*innen, die denken und sich das Recht herausnehmen, das zu tun.

Dazu ein kurzes „Wünsch-dir-was“, herausgegriffen aus unserem Kommunikationsalltag, beispieltypisch, keineswegs vollständig und total subjektiv.

Ich wünsche mir Journalist*innen, denen die Zeit gegönnt wird, sich um exklusive Geschichten überhaupt kümmern zu dürfen – solche, die im Rahmen ihres journalistischen Alltags das Telefon abheben und zuhören, auf ein Mail antworten und ganz grundsätzlich überhaupt Zeit für eine exklusive Geschichte haben.

Ich wünsche mir Medien, wo sich nach dem Versand einer Pressemeldung an zielgruppengerecht ausgewählte Medien nicht nur die Anzeigenabteilung meldet. Oder der Platz für die Story nur dann frei ist, wenn es auch Werbegeld in die ausgedürrten Verlagshäuser spült.

Ich wünsche mir Medien, deren Ziel als Unternehmen nicht nur der Verkauf von Anzeigenfläche oder das genial durchdachte Realisieren von crossover Projekten über diverse Medienkanäle ist.

Ich wünsche mir Medien, die nicht nur dank Presseförderung gute Umsätze generieren, sondern auch dank Abonnenten und guter Information.

Ich wünsche mir Politiker*innen, die eine Presseförderung etablieren, in der Macht & Einfluss für Parteien keine tragende Rolle spielen.

Ich wünsche mir Bürger*Innen, die unterscheiden können zwischen News in Medien und Meldungen auf Parteiplattformen, egal welcher Couleur.

Ich wünsche mir Unternehmer*innen, die bei jeder Kommunikationsinvestition für Ihr Unternehmen oder ihre Marke den Wirtschaftsstandort Österreich mitdenken und in welches Land dann Steuern fließen, so denn überhaupt welche fließen.

Ich wünsche mir engagierte Lehrer*innen, die unsere jungen Menschen für unsere Demokratie begeistern.

Ich wünsche mir Lehrer*innen und Mentor*innen, die unseren jungen Menschen handfestes Wissen darüber vermitteln, wie Demokratien funktionieren, wie Gesetze entstehen, welche Rechte wir als Bürger*innen haben, wo die Grenze zu parteinahen Institutionen liegt.

Ich wünsche mir Wissen bei jedem Bürger darüber, welche Medien welchen Parteien nahestehen, wer die Eigentümer sind, für welche Werte sie eintreten und wie bestimmte Kommentare einzuordnen sind. Das gilt ganz besonders für von Parteien finanzierte Plattformen, die den Anschein neutraler Berichterstattung vortäuschen.

Ich wünsche mir Politiker*innen mit Ehrgefühl, Moral und Anstand, die das Beste für ihr Land anstreben und nicht das Beste für ihre persönliche Karriere oder ihre Partei herausschinden.

Was können wir tun? Loslegen. Jeder von uns. Jeden Tag. Jedes kleine oder große Zahnrad, an dem wir drehen können; als Eltern, als Teammitglieder, als Entscheider und als Bürger. Lassen wir uns das Denken nicht nehmen!

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